Als du dich damals für deine Selbstständigkeit entschieden hast, hast du dir sicherlich vorgestellt, dass du damit genügend Geld verdienen wirst, irgendwann mal mehr Freizeit haben wirst und alles besser sein wird als im Angestelltenverhältnis.
Doch die Realität der Selbstständigkeit hat dir offenbart, was der Name schon beinhaltet: selbst und ständig. Und genauso fühlen sich viele Solopreneure und wundern sich, warum sie mit ihrem Umsatz auf der Stelle treten bzw. andauernd eingespannt sind und ihr Business nur funktioniert, wenn sie es selbst tun.
Aber immerhin sind sie schon weiter als die meisten von ihnen, denn sie haben den ersten Level bereits bestanden und ein sicheres Einkommen.
Denn man mag es manchmal gar nicht glauben, aber daran scheitern dann doch die meisten.
Phase 1 - die (andauernde) Gründungsphase
Manche, die vor Jahren gegründet hat, befindet sich auch noch 5 Jahre später in dieser Phase - bis eben das Geld ausgeht oder der Durchbruch endlich stattfindet.
Alles beginnt mit einer Geschäftsidee oder dem Gedanken „ich möchte mich selbstständig machen“. Dies kann geschehen aus Frust, weil es im Job nicht klappt oder weil man am Ende der eigenen Karriereleiter angekommen ist. Einige meiner Klientinnen berichten auch, dass die Firma verkauft wurde oder die Stelle gestrichen wurde und somit eh eine Neuorientierung hätte stattfinden müssen.
Aber fast alle treibt ein Gedanke an: ich will raus aus dem System des Angestelltenseins.
Die Motive sind durchaus unterschiedlich:
mehr Geld verdienen
mehr Freizeit haben
mehr Selbstbestimmung
die Verwirklichung eines bestimmten Produkts, eines Ansatzes
uvm.
Genau genommen bist du somit ein Revoluzzer, denn du willst Veränderung.
Und das erfordert auch Mut.
Natürlich ist eine Gründung in eine Teil-Selbstständigkeit auch noch mal was anderes wie das Selbstvertrauen und den Glauben zu haben, das alles selbst zu wuppen und davon leben zu können. Denn solange ein zweites Einkommen (sei es durch einen selbst oder durch den Partner, etc.) im Back-up ist, besteht die Notwendigkeit des wirklichen Geldverdienen nicht wirklich.
Und doch ist dies nur einer der Gründe, warum manche Selbstständige auch noch nach Jahren nicht wirklich ein Business sich aufgebaut haben, von dem sie leben können.
Aber blicken wir mal zuerst auf die einzelnen Abschnitte, die eine Gründungsphase ausmachen, bevor wir auf die möglichen Lösungsschritte schauen.
Vorbereitungsabschnitt:
Die Idee ist da und der Papierkram wird erledigt. Je nach Modell gründest du eine Personen- oder eine Kapitalgesellschaft, meldest dein Gewerbe an usw.
Diese Phase dauert unterschiedlich lange, jedoch tust du gut daran, diese intensiv zu durchdenken und zwar nicht nur steuerlich, denn genau genommen legst du hiermit deinen Grundstein für dein erfolgreiches Business.
Jetzt geht es los-Abschnitt:
Voller Enthusiasmus startest du in die Selbstständigkeit. Stolz umgibt dich und du hast tausende von Ideen und vielleicht schon die ersten eher zufälligen Kunden oder die, wegen denen du dich selbstständig gemacht hast.
Die Arbeitstage sind lang und deine Energie kocht über - alles macht noch Spaß.
Dein Logo und deine Firmenfarben stehen, du baust dir eine Webseite, legst Profile an. Du besuchst Kurse und lädst dir gefühlte 100 Freebies runter „Wie verkaufe ich ohne zu verkaufen“, „Kundengewinnung für Introvertierte“, „Marketing ohne Aufwand“ usw.
Langsam aber sicher merkst du, wie du gerne einen stabilen Umsatz hättest, aber sich dieser nicht einstellt.
Ich schaff das schon-Abschnitt:
Nach weiteren Kursen und Freebies und DIY-Anleitungen schmeisst du dein Marketing nochmal um, legst deine Positionierung neu fest, und nimmst dir vor, nun all-in zu gehen und Gas zu geben. So schwer kann es schließlich nicht sein. Immerhin schaffen es andere auch.
Du arbeitest noch mehr, gehst zu allen möglichen Netzwerkveranstaltungen, schaust dir zig Masterclasses an, kaufst dir ein teures Programm und doch sind deine Verkäufe eher lau.
Aufwendige Funnels oder Gruppenprogramme, womöglich noch mit aufgezeichneten Programmen kommen für dich nicht in Frage - im 1:1 Business auch gar nicht so leicht machbar. Und wenn, dann weißt du nicht wie.
Vielleicht wäre es gut, seine Expertise nochmals zu stärken? Du suchst nach weiteren Fach-Fortbildungen für deinen Bereich, denn vielleicht liegt es ja daran, dass du noch nicht genügend Expertin bist.
Die Hoffnung stirbt zuletzt-Abschnitt:
Verzweiflung macht sich breit und schlaflose Nächte sind da. Irgendwie klappt es nicht mit einem stabilen Umsatz. Du versuchst zu optimieren, wo es nur geht.
In der Phase buchst du dir dann Kurse und Programme von vielen tausend Euro, in der Hoffnung, dass dies jetzt den Shift in deinem Business bringen wird. Egal ob es sich hierbei um weitere Kurse für deine Fach-Expertise handelt oder Marketing- und Verkaufskurse oder Programme, die dir einen Energie- und Mindset-Shift bringen sollen.
Du suchst nach allen möglichen Erfolgsstories und sitzt gebannt vor deinem Handy oder PC und denkst, wenn die das kann, schaffe ich es auch.
Entscheidungsabschnitt:
Möglichkeit 1:
Das Geld geht langsam aus, denn selbst die Ersparnisse aus deiner Abfindung oder Lebensversicherung werden nur noch begrenzt halten. Etliche Tausende von Euro hast du in deine Selbstständigkeit gebuttert und unterm Strich bisher nur Verluste eingefahren.
Du suchst dir einen Nebenjob, um dein Projekt der Selbstständigkeit nicht ganz sterben zu lassen.
Möglichkeit 2:
Du hast es endlich geschafft und gehörst zu den ca. 10 % der Gründerinnen, die mit ihrem Business Erfolg haben und es nicht wieder einstampfen müssen.
Langsam aber sicher hast du monatliche Verkäufe, so dass du keine Verluste mehr schreibst und all deine Rechnungen bezahlen kannst. Auch ein Urlaub ist finanziell machbar, auch wenn du dann während deines Urlaubs weiterhin deine Emails checkst und dein Social Media Marketing machst.
Aber hey, egal - es läuft nun einigermaßen und sicherlich wird es von Monat zu Monat besser.
Du bist jetzt eine Selbstständige und keine Gründerin mehr. Ein Grund zum Feiern!
Was läuft bei den meisten Gründungen schief?
Leider ist es so, dass es mit Eigenkapital sehr einfach ist, ein Unternehmen zu gründen. Jedoch die wenigsten Gründerinnen verfügen über „unternehmerische Kenntnisse“. Denn das ist keine Bedingung für eine Selbstständigkeit.
Vielen Selbstständigen ist auch nicht klar, dass sie ein Unternehmen gründen, auch wenn es sich ihrem Empfinden nach „nur“ um ihre Selbstständigkeit handelt - aber da liegt oft der Hase im Pfeffer.
Deine Selbstständigkeit besteht nämlich nicht nur aus deiner genialen Fachexpertise, sondern auch noch um weitreichende Kenntnisse in allen möglichen Bereichen, die du brauchst, damit deine Selbstständigkeit auch funktioniert.
Klassische kaufmännische Kenntnisse sind z. B. dass Umsatz nicht gleich Gewinn ist und Auftragseingang nicht gleich Umsatz.
Aber auch im Marketing oder im Verkaufen reicht es nicht, ein bisschen hier Bescheid zu wissen und ein bisschen davon Bescheid zu wissen.
Die größte Schwierigkeit liegt dann häufig darin, diese erlernten Puzzleteile auch alle zusammenzusetzen, und die Brückenbauteile an die Stellen anzubringen, die für dein Business relevant sind.
Dazu kommt noch die „Angst vor dem Verkaufen“ wie ich häufig feststellen muss, bzw. die Vorstellung dass es reicht regelmäßig zu posten und die Anfragen kommen dann wie von selbst. (Gutes Marketing derer, die dir diese Botschaft vermitteln).
So kann man unterm Strich sagen, dass die meisten Gründerinnen am Thema Umsatz bzw. Gewinn machen scheitern, weil sie nicht gelernt haben, wie es geht oder ihre persönlichen Hürden und Glaubenssätze (noch) nicht überwunden haben.
Lies Teil 2 "Die Phase als Selbstständige" in den kommenden Tagen.
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